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Anno dazumal
Das verschwundene Haus Kieler Str. Nr. 9 - Teil II
© Stadt Lütjenburg / Dr. Sigurd Zillmann - Arbeitskreis Stadtarchiv / Petra & Stefan Gramkow - Agentur inpuncto Werbung. Kopieren/Teilen nicht gestattet.
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"Das verschwundene Haus Kieler Straße 9" - TEIL II - Die sogenannte ´Kaserne´ - Fortsetzung des Berichtes in der August-Ausgabe ´hein´s magazin´
(Ersterscheinung ´hein´s magazin´ Lütjenburg / © Petra & Stefan Gramkow - September 2011)
Im oberen Stockwerk des Hauses Kieler Straße Nummer 9, im Dach war eine Gaube zur Straße hin eingebaut, wohnte die Familie Franz und Emma Schuldt, die etwa 1953 ein neues Domizil im Ellerkamp beziehen konnte. Auch diese Familie umfasste mit Edith, Manfred, Lydia, Harald, Gustav, Brigitte und Eckhard sieben Kinder. Gustav wurde Handwerker und arbeitete viele Jahre als Fliesenleger bei Meister Gerhard Martsch. Und schließlich gab es noch ein Hinterhaus. Hier war der Wohnbereich von Johann und Luise Witzereck mit ihren Kindern Kurt, Waldemar und Henny. Johann hieß überall nur „der Schweinemajor“, denn er war bei der Mizentra zuständig für die Schweine, die dort gehalten wurden.
Dieser Bericht zeigt, dass allein auf diesem Grundstück in der Kieler Straße Nr. 9 in den 30ger Jahren 27 Kinder lebten – oft auf engstem Raum. Und wenn man dann an die 60 Kinder denkt, die damals auf dem Amaker Markt aufwuchsen (vgl. „Hein’s Journal: Februar 2011; S. 5), so muss man feststellen, dass manche größeren Ortschaften heute dankbar und ihre Schulen nicht existenzgefährdet wären, wenn sie „mit einem solchen Kinderreichtum gesegnet wären“.
Wenn wir uns das damalige Umfeld des beschriebenen Hauses vor Augen halten, war alles noch ganz ländlich geprägt. Die einzige Verbindung zwischen der Kieler- und der Panker Straße war damals ein wassergebundener Weg, der westlich am Eingang zum Brunnenstieg – vorbei an einer großen Feldscheune von D.H. Boll - bergan führte. Den gesamten Straßenverlauf der Schönberger Straße (vom Rondeel nach Darry über die Kieler Straße bis hin zur Kleinbahnstation „Kleiner Graskamp“) gab es damals noch nicht. Hier gab es nur Koppeln, Felder und ein Tannenwäldchen neben dem Galgenberg.
Karl Wohlert, der ca. 1921 in das Haus Kieler Straße Nr. 9 einzog (* 1898 + 1963), arbeitete im Sommer bei D.H. Boll in der Landwirtschaft und im Winter in der Brennerei. Mit seiner Frau konnte er 1956 ein eigenes Haus im Großen Graskamp beziehen. Die sog. „Kaserne“ wurde 1960 abgerissen, um für die Autowerkstatt von Wilhelm Liebenow Platz zu schaffen.
Wichtig ist noch der Hinweis, dass das Gebäude Kieler Straße Nr. 9 im Besitz der Familie Höppner war. Jedenfalls mussten die genannten Familien ihre Miete an Erich Höpner bezahlen. Er war der Neffe des angesehenen Klempnermeisters Johann August Emil Höpner (21.03. 1870 – 19.04.1936), der im Jahre 1912 das Anwesen Oberstraße Nr. 4 von der Bäckerfamilie Poppendieck gekauft hat (vgl. Dieter Frank: „Der König vor 100 Jahren – Klempnermeister Johann August Emil Höpner“, in: Lütjenburger Gildezeitung 2011, S. 8 – 10).
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Arbeitskreis Stadtarchiv Lütjenburg Wer weitere Hinweise geben oder Fotobelege beisteuern kann, melde sich bitte im Stadtarchiv (Dr. Sigurd Zillmann, Tel. 04381/7319)